
Ab dem 12. August 2026 gilt die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) vollständig. Für jeden Verpackungstyp werden dann Konformitätserklärungen und technische Dokumentation Pflicht – inklusive Nachweisen zu Materialien, Recyclingfähigkeit, Rezyklatanteilen und Kennzeichnung.
Wer seine Verpackungsdaten heute noch in Excel, PDFs und E-Mail-Postfächern verteilt hat, riskiert ab 2026 Bußgelder, Produktverbote und Marktausschlüsse. Gleichzeitig steigt der Druck, Verpackungen günstiger und nachhaltiger zu beschaffen.
Dieser Leitfaden richtet sich an Nachhaltigkeitsmanager:innen und Supply-Chain-Verantwortliche und zeigt, wie Sie sich in 90 Tagen strukturiert auf den Stichtag vorbereiten – in drei klaren Phasen: Audit, Lieferantenabstimmung, Systemaufbau.
1. Warum August 2026 zum Stichtag für Verpackungsdaten wird
Die PPWR ersetzt die bisherige Verpackungsrichtlinie und gilt ab 12. August 2026 direkt in allen EU-Staaten – ohne nationale Umsetzungsspielräume. Für Unternehmen bedeutet das:
- Konformitätserklärungen und technische Dokumentation für jede Verpackung
- Nachweis der Recyclingfähigkeit und Erfüllung erster Quoten in den Folgejahren
- Strengere Vorgaben zu Leerraum in Versandverpackungen (max. 40 % in E-Commerce, mit engen Ausnahmen)
- Schrittweiser Ausbau hin zu digitaler Kennzeichnung (QR-Codes, 2027) und harmonisierter EU-Kennzeichnung (2028) bis hin zu vollständiger Kreislauffähigkeit 2030
Damit verschiebt sich der Schwerpunkt im Verpackungsbereich: Datenqualität und -verfügbarkeit werden zur zentralen Voraussetzung für Compliance, Kostensteuerung und Einkauf. Ohne strukturiertes Packaging Data Management und Packaging Specification Management lassen sich die Anforderungen kaum erfüllen.
2. Der 90-Tage-Aktionsplan im Überblick
Ihr Projektplan lässt sich in drei Phasen gliedern:
- Tage 1–30: Audit & Bestandsaufnahme
– Transparenz über Verpackungsportfolio, Datenquellen und Lücken schaffen - Tage 31–60: Lieferantenabstimmung & Lückenschluss
– Anforderungen definieren, Daten standardisieren, fehlende Nachweise einholen - Tage 61–90: Systemaufbau & Automatisierung
– digitales Verpackungsmanagement etablieren, Workflows und PPWR-Checks automatisieren
Ziel nach 90 Tagen: Ein strukturiertes, digitales Fundament, auf dem Sie Konformitätserklärungen, Kennzeichnung und Reporting mit vertretbarem Aufwand skalieren können.
3. Phase 1 (Tage 1–30): Audit & Bestandsaufnahme
3.1 Scope und Verantwortlichkeiten klären
- Definieren Sie den Scope: Länder, Marken, Produktkategorien, Verpackungsarten (Primär-, Sekundär-, Transportverpackung).
- Benennen Sie eine:n PPWR-Projektverantwortliche:n (idealerweise in Nachhaltigkeit/ESG oder Supply Chain), plus Kernteam aus Einkauf, Verpackungstechnik und Qualität.
3.2 Verpackungsinventar digital erfassen
Ziel der ersten 30 Tage ist ein belastbares Verpackungsinventar:
- Alle bestehenden Verpackungsartikel-Nummern konsolidieren
- Stückzahlen, Zielmärkte, Lieferanten, Einsatzbereiche erfassen
- Dokumente sammeln: Spezifikationen, Zeichnungen, Prüfberichte, Zertifikate, Recyclingbewertungen
Nutzen Sie diese Phase, um von Anfang an auf digitales Verpackungsmanagement zu setzen – statt ein weiteres Excel-File aufzusetzen. Moderne Verpackungsmanagement-Software wie Packa liest technische Daten per KI aus PDF, XLS & Co. aus und überführt sie in standardisierte Parameter.
3.3 Datenqualität und PPWR-Risiken bewerten
Bewerten Sie für jeden Artikel:
- Vollständigkeit der Spezifikationen (Material, Schichten, Farben, Additive, Etiketten, Sleeves)
- Recyclingfähigkeit (monomaterial vs. Multilayer, dunkle Farben, Verbunde)
- Vorhandene Nachweise und Zertifikate (z. B. Recyclingfähigkeitsbewertungen, Rezyklatbestätigungen)
Ergebnis der Phase 1 ist eine erste Risiko-Landkarte:
- Welche Verpackungen sind kritisch (z. B. komplexe Verbunde, fehlende Daten)?
- Wo fehlen grundlegende Spezifikationsdaten?
- Wo ist der Aufwand für eine Konformitätserklärung voraussichtlich am höchsten?
Starten Sie mit der Bestandsaufnahme – unsere PPWR-Checkliste zeigt Ihre kritischen Lücken.
4. Phase 2 (Tage 31–60): Lieferantenabstimmung & Lückenschluss
In der zweiten Phase schließen Sie Daten- und Dokumentationslücken, vor allem mit Lieferanten.
4.1 Einheitliches Datenmodell definieren
Um Packaging Specification Management effizient zu betreiben, brauchen Sie ein standardisiertes Datenmodell, z. B.:
- Basisdaten: Artikelnummer, Beschreibung, Gewicht, Abmessungen
- Materialdaten: Polymertyp, Faseranteile, Schichtenaufbau
- Zusatzstoffe: Farben, Klebstoffe, Barrieren, Metallisierung
- Nachhaltigkeits- und Compliance-Parameter: Recyclingfähigkeit, Rezyklatanteil, EPR-relevante Parameter, CO₂-Faktoren
Dieses Modell ist die Grundlage für Packaging Data Management und spätere automatisierte PPWR-Checks.
4.2 Lieferanten priorisieren und anfragen
- Priorisieren Sie Lieferanten nach Volumen und Risiko (z. B. Top-20-Lieferanten, kritische Materialien).
- Definieren Sie klare Anforderungssets: Welche Felder müssen Lieferanten liefern, welche Dokumente sind Pflicht?
- Vereinbaren Sie Fristen und Service Levels – und kommunizieren Sie den Stichtag 12. August 2026 explizit.
Statt individuelle Excel-Templates zu versenden, empfiehlt sich ein zentraler, digitaler Prozess, idealerweise über eine Plattform für digitales Verpackungsmanagement, in der Lieferanten Daten strukturiert einspielen können.
4.3 Dokumente und Nachweise strukturiert ablegen
- Konformitätsnachweise, Prüfberichte, Recyclingfähigkeitsbewertungen und Zertifikate zentral hinterlegen
- Versionierung, Gültigkeitszeiträume und verantwortliche Kontaktpersonen dokumentieren
- Frühzeitig klären: Wo sind Lücken, die bis 2026 nicht mehr wirtschaftlich zu schließen sind – und wo sind Materialumstellungen notwendig?
Am Ende der Phase 2 sollten Sie eine nahezu vollständige Datenbasis für Ihr Kernportfolio haben – inklusive klarer To-dos für kritische Artikel.
5. Phase 3 (Tage 61–90): Systemaufbau & Automatisierung
Jetzt geht es darum, Ihre Vorarbeit in ein skalierbares System zu überführen.
5.1 Digitale Verpackungsmanagement-Software etablieren
Mit wachsender Daten- und Nachweispflicht stoßen Excel und File-Server schnell an Grenzen. Eine moderne Verpackungsmanagement-Software ermöglicht:
- Zentrale Verwaltung aller Verpackungsdaten und -dokumente
- KI-basiertes Auslesen von Spezifikationen aus beliebigen Dateiformaten (PDF, XLS, ERP-Exporte)
- Automatisierte PPWR-, EUDR- und ESG-Checks inkl. EPR-Kalkulation, Recyclingfähigkeit und CO₂-Analysen
- Transparenz über das gesamte Portfolio und die gesamte Wertschöpfungskette
Damit wird digitales Verpackungsmanagement von einer einmaligen PPWR-Übung zu einem dauerhaften Wettbewerbsvorteil.
5.2 Workflows, Rollen und Governance definieren
- Rollen und Freigaben: Wer darf Spezifikationen ändern, wer gibt Konformitätserklärungen frei?
- Standard-Workflows: Neuanlage einer Verpackung, Materialänderung, Lieferantenwechsel, Audit-Anfragen
- KPIs: z. B. Anteil vollständig dokumentierter Artikel, Zeit bis zur Freigabe, PPWR-Readiness-Score
Ein strukturiertes Packaging Specification Management reduziert Fehler, erhöht die Datenqualität und macht Audits deutlich kalkulierbarer.
5.3 Skalierbarkeit für kommende PPWR-Stufen sichern
Mit Blick auf digitale Kennzeichnung (ab 2027), harmonisierte EU-Labels (ab 2028) und vollständige Kreislauffähigkeit bis 2030 sollten Sie heute Systeme wählen, die:
- Daten in maschinenlesbaren Formaten vorhalten
- Schnittstellen zu ERP, PIM, LCA-Tools und Labeling-Systemen bieten
- Flexibel auf neue KPIs (z. B. zusätzliche Rezyklatquoten) erweitert werden können
6. Typische Stolpersteine – und wie Sie sie vermeiden
- Insellösungen: Getrennte Excel-Dateien in Einkauf, Nachhaltigkeit und Logistik verhindern belastbares Packaging Data Management.
- Unklare Verantwortlichkeiten: Ohne klare Governance verlaufen PPWR-Projekte in der Linie.
- Fokus nur auf „Problem-Verpackungen“: Die PPWR verlangt Konformitätserklärungen für alle Verpackungen – nicht nur für offensichtliche Ausreißer.
- Zu späte Einbindung der Lieferanten: Datenlücken auf Lieferantenseite brauchen Monate, nicht Wochen.
- Unterschätzter Systembedarf: Ohne digitale Verpackungsmanagement-Software bleiben Konformitätserklärungen ein manueller „Fire Drill“.
7. Nächste Schritte: So starten Sie jetzt
- Projektteam benennen und Scope festlegen
- Verpackungsinventar digital erfassen und Datenquellen konsolidieren
- Mit einer strukturierten Checkliste Ihren aktuellen PPWR-Readiness-Score bestimmen
- Standard-Datenmodell für Packaging Specification Management definieren
- Pilot für eine digitale Verpackungsmanagement-Plattform starten und Lieferanten einbinden
Starten Sie mit der Bestandsaufnahme – unsere PPWR-Checkliste zeigt Ihre kritischen Lücken.
Mit einem klaren 90-Tage-Plan, professionellem Packaging Data Management und der passenden Verpackungsmanagement-Software schaffen Sie die Basis, um PPWR-konform, kostenoptimiert und zukunftssicher in den August 2026 zu starten.